Bryonia 1

Bryonia alba oder dioica, weiße oder rote Zaunrübe, auch Gicht- oder Teufelsrübe genannt. Bereits Hippokrates und die alten Römer kannten die Heilwirkung der Zaunrübe. Die Urtinktur wird aus der frischen, vor der Blütezeit ausgegrabenen, knolligen Wurzel hergestellt.

Kennzeichnend für Bryonia ist die ausgesprochene Trockenheit, die wir bei fast allen Krankheiten vorfinden. Der Mund ist ausgetrocknet, die Lippen sind trocken und rissig. Der Patient hat viel Durst auf große Mengen kalter Getränke.

Bryonia leidet unter einem trockenen, sehr schmerzhaftem Husten mit stechenden Schmerzen und Wundheitsgefühl in der Brust. Kleinste Bewegungen, z.B. Husten, tiefes Einatmen, und auch Berührung verschlimmern die Beschwerden. Der Kranke presst die Hände während des Hustens gegen die Seite und Brust, um die Schmerzen etwas zu lindern.

Die Magen-Darmbeschwerden sind oft auf die Trockenheit der Verdauungsorgane zurückzuführen. Bryonia leidet häufig unter Verstopfung; auch die akuten Erkrankungen sind oft von Verstopfung begleitet.

Bryonia ist ein ausgezeichnetes Mittel bei Entzündungen der Gelenkschleimhäute durch Verletzung, Überbeanspruchung oder rheumatischer Ursache. Die betroffene Stelle wird steif gehalten. Wird das Gelenk mit beiden Händen kräftig zusammengedrückt, kann es langsam bewegt werden.

Typisch für sämtliche Erkrankungen sind die stechenden Schmerzen, die sich durch festen Druck bessern, aber durch leichte Berührung verschlimmern. Alle Beschwerden sind schlimmer durch die geringste Bewegung und besser in absoluter Ruhe.

Bryonia wird in der homöopathischen Literatur auch als Hitzemittel beschrieben, da seine Beschwerden oft durch Überhitzung des Körpers ausgelöst werden.

Die Wirkung von Bryonia ist weniger schnell als bei Aconitum oder Belladonna. Sie geht aber tiefer und hilft oft, wenn die Wirkung dieser beiden Mittel aufgehört hat.

Psyche:

Nicht nur der Körper, auch die Stimmung ist „eingetrocknet". Der Patient ist mürrisch, gereizt, ärgerlich, apathisch und will alleine gelassen werden. Er denkt während der Erkrankung an die Arbeit, das Kind an die Schule.

Leitsymptome:

Starker Durst auf große Mengen kalter Getränke.

Trockenheit der Schleimhäute (Mund, Lippen, Nase, Darm, etc.).

Trockener Husten mit stechenden Brustschmerzen.

Hält Brust vor Schmerz.

Stechende Schmerzen, die durch kleinste Bewegung und Berührung schlimmer, durch festen Druck und absolute Ruhe besser werden.

Harte Schwellung (z.B. Mumps, Brustdrüsenentzündung, Verletzung).

Schmerzhafte Steifheit (z.B. Nacken, Rücken, Gelenke).

Folgen von:

Überhitzung, heißem Wetter, Sonnenstich, Hitzschlag, Überanstrengung, Ärger, Zugluft, Erkältung.

Modalitäten:

V : kleinste Bewegung, Augenöffnen, Wärme, warme Getränke, Berührung, Erschütterung, morgens.
B : Druck, Liegen auf schmerzhafter Seite, Stillliegen, völlige Ruhe, Augenschließen, Kälte, kalte Getränke, kalte Anwendungen, Alleinsein.

Indikationen:

Brustdrüsenentzündung, Durchfall, Fieber, Gelenkentzündung, Grippe, Heiserkeit, Husten, Keuchhusten, Koliken, Kopfschmerzen, Magen-Darmbeschwerden, Masern, Menstruationsbeschwerden, Mumps, Muskelkater, Muskelschmerzen, Nackensteifheit, Nasenbluten, Nasennebenhöhlenentzündung, Ohrschmerzen, rheumatische Beschwerden (akute), Rückenschmerzen, Schleudertrauma, Schwindel, Sehnenscheidenentzündung, Sonnenstich, Tennisellenbogen, Verstauchung, Verstopfung, Zahnschmerzen, Zerrung.

 

Bryonia 2

Das Hauptcharakteristikum von Bryonia ist die Verschlechterung aller Beschwerden durch die geringste Bewegung. Deshalb will der Patient still liegen und allein gelassen werden. Ist dieses Charakteristikum vorhanden, ist Bry. wahrscheinlich das Heilmittel, egal welchen Namen die Krankheit hat. Bekommt der Patient eine Erkältung, dann beginnt sie mit Nasenausfluß und Tränenfluß, Wehtun der Augen und Kopfschmerz. Am nächsten Tag ist auch der Kehlkopf befallen (Heiserkeit) und im weiteren Verlauf kommt es zu Bronchitis und vielleicht zur Lungenentzündung. Es entwickelt sich ein trockener Husten, der beim Betreten eines warmen Raumes und in der Nacht schlimmer ist. Oft hat der Patient durch die Erschütterung des Hustens stechende Schmerzen in der Brust. Er hält dann die Brust mit den Händen. Der Husten kann auch zu Kopfschmerzen führen. Der Patient hält dann den Kopf mit den Händen, da der Husten so schmerzhaft ist. Wie bei Bell. endet der Husten manchmal mit Niesen oder Kinder weinen vor dem Husten (Bell., Hep.). Der Husten kann, wie bei Puls., besser sein, wenn der Kranke sich aufsetzt. Viele Patienten klagen bei grippalen Beschwerden über Gliederschmerzen, die dann durch die kleinste Bewegung verschlimmert werden. Ein charakteristischer Zug von Bry. ist die Besserung von Schmerzen durch Liegen auf der schmerzhaften Seite. Hat der Patient die Schmerzen zum Beispiel in der rechten Lunge - dieses Mittel hat seine Beschwerden gerne auf der rechten Seite - so möchte er auch auf der rechten Seite liegen. Typisch für Bry. ist ein ausgesprochen großer Durst, der durch das Trinken von großen Mengen auf einmal und in großen Abständen gestillt wird (im Gegensatz zu Ars., das oft nach kleinen Mengen verlangt). Der Gemütszustand des Bryonia-Patienten kann als reizbar bezeichnet werden. Patienten, die Bryonia brauchen, haben oft eine weiß belegte Zunge.

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