Ignatia 1

Strychnos Ignatii, die Ignatiusbohne, ist auf den Philippinen heimisch. Die strychninhaltigen Samen wurden im 17. Jh. durch spanische Jesuiten nach Europa gebracht. Die Pflanze wurde nach dem Gründer dieses Ordens, Ignatius von Loyola, benannt. Die getrockneten Samen werden zur Tinktur verarbeitet.

Die Wirkung von Ignatia ist ganz auf das Nervensystem gerichtet. Außerordentlich auffallend ist die Wechselhaftigkeit der Stimmung. Eben noch voller Freude und Heiterkeit, kann sie plötzlich in Melancholie und Tränen umschlagen. Der Anlass für diesen Stimmungsumschlag ist oft sehr gering, da Ignatia eine übersteigerte Sensibilität auf alle Sinnesreize und -eindrücke besitzt. Dies führt oft zu übersteigertem bis hysterischem Verhalten.

Typisch für Ignatia-Erkrankungen in seelischer und körperlicher Hinsicht ist der Charakter des Unerwarteten und Widersprüchlichen. Die Krankheitssymptome sind oft unverständlich. Z.B. werden bei Angina die Halsschmerzen schlimmer durch Trinken von Flüssigkeiten, aber besser durch feste Nahrung, oder Kopfschmerzen werden besser durch Bücken.

Ein Hustenreiz wird durch Husten nicht gelöst, sondern noch verstärkt, d.h. der Patient steigert sich in einen Hustenanfall hinein und kann nicht mehr aufhören.

Häufig treffen wir ein Enge- oder Kloßgefühl im Hals an. Dies ist wiederum ein Zeichen der überreizten Nerven. Der Patient verschafft sich Erleichterung von diesem Druck durch tiefes Atmen oder Seufzen.

Psyche:

Theatralisches, hysterisches Verhalten, Weinkrämpfe, starke Stimmungsschwankungen, seufzt viel, Launenhaftigkeit.

Leitsymptome:

Starke Stimmungsschwankung und Überempfindlichkeit auf Sinneseindrücke.

Widersprüchliche, unerklärbare Symptome.

Druck- und Kloßgefühl im Hals.

Nervöse Kopfschmerzen, die von einer Schläfe zur anderen gehen.

Gefühl, ein Nagel werde durch den Kopf getrieben.

 

Folgen von:

Emotionen, Erregung, Freude, Kummer, Sorgen, Aufregung, Liebeskummer, Trauer, schlechten Nachrichten, Prüfungsangst, Lampenfieber, Schlafmangel.

Modalitäten:

V : Trost, Widerspruch, Leerschlucken, Trinken (bei Angina), Rauchen, Tabakqualm.
B : Seufzen, feste Nahrung (bei Angina).

 

Indikationen:

Angina, Angst, Erbrechen, Erschöpfung, Heimweh, Herzklopfen, Husten, Kopfschmerzen, Lampenfieber, Menstruationsbeschwerden, Nervosität, Operationen, Reisekrankheit, Schlaflosigkeit, Schwangerschaftsbeschwerden, Verlust.

 

IGNATIA 2

In der Wirkung auf die Psyche bestehen Ähnlichkeiten zwischen Ignatia und Natrium muriaticum. Beide helfen bei Kummer, zum Beispiel durch enttäuschte Liebe oder den Tod von Eltern, Freunden, Verwandten und den Beschwerden, die dadurch entstanden sind (zum Beispiel unterdrückte Menses oder Schlaflosigkeit). Beide sind im Kummer lieber allein und haben eine Abneigung gegen Trost, der ihren Kummer nur verschlechtert. Ignatia-Patienten sind empfindsame, nervöse, erregbare Temperamente. Typisch für Ignatia sind widerspruchsvolle und abwechselnde Zustände, weswegen es früher mit dem Krankheitsbild der Hysterie in Verbindung gebracht wurde. Die Patienten Lachen bei ernsten Angelegenheiten, oder der Gemütszustand wechselt rasch, so daß sie abwechselnd Lachen und Weinen. Auch auf körperlicher Ebene finden sich paradoxe Symptome, zum Beispiel Halsschmerz, der beim Schlucken besser wird (ist dieses Symptom vorhanden, heilt Ignatia auch Mandelentzündungen); Durst nur im Fieberfrost; Brechreiz, besser durch Essen; Hämorrhoiden, schlimmer nach dem Stuhl, besser während des Stuhlgangs; Zahnschmerz, schlimmer nach dem Essen, nicht so schlimm beim Essen; Husten, der durch fortgesetztes Husten verschlechtert wird; Erbrechen leichter Speisen, aber Speisen, wie Kohl, werden im Magen behalten; Magenleere, nicht gebessert durch Essen; Analprolaps, nicht gebessert, selbst wenn der Stuhl weich ist; weicher Stuhl geht schwer ab; rotes Gesicht im Fieberfrost; Durst im Fieberfrost, im Fieber durstlos; Schmerzen die schnell ihren Charakter wechseln. Die Beziehung zu rein nervösen (früher: hysterischen) Leiden zeigt auch das Symptome des Globus hystericus (Gefühl eines aufsteigenden Kloßes im Hals). Ein weiterer Ignatiazug ist die gesteigerte Empfindlichkeit. Die Patienten Lachen oder Weinen bei jeder Gelegenheit. Sie sind äußerst empfindlich gegen Schmerzen und ertragen zum Beispiel keine Zahnbehandlung. Andere Hinweise auf Ignatia sind unter anderem: Häufiges Seufzen oder Schluchzen; Starke Abneigung gegen Tabak, der viele Symptome verschlechtert; Der Patient beißt sich beim Kauen oder Sprechen auf die Zunge oder die Wange.

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