SiliceaUnser Weg zum Verständnis des AMB von Silicea begann mit
Nachforschungen über die Charakteristika der Kristalle. Typische
Begriffe zu Silicea finden wir bereits in den folgenden
naturwissenschaftlichen Aussagen: Kristalline Stoffe zeichnen sich durch ihren regelmäßigen Aufbau mit einer ausgeprägten Fernordnung aus. Festkörper sind Stoffe, die einer Änderung ihrer äußeren Form oder ihres Volumens und einer Trennung in ihre Bestandteile einen großen Widerstand entgegensetzen. In vielen Fällen zeigen Festkörper bei einer Formänderung unter äußerem Zwang das Bestreben, wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückzukehren. Entropie (griech. entrepein = umkehren) ist ein Maß für die
Unordnung eines Systems. Man versteht darunter das natürliche
Bedürfnis von Stoffen, sich zu verteilen. Jeder Prozeß, der Entropie verringert, verbraucht Energie (Wärme). Alles natürliche Geschehen wird regiert von dem Bestreben nach
Zunahme der Entropie und Abnahme der Energie. Entropie ändert ihre Größe nur bei irreversiblen Prozessen. Daher
kann man in der Änderung ein Maß der Nichtumkehrbarkeit eines Vorgangs
sehen. Die Substanz - der Bergkristall Im AMB von Silicea finden wir Attribute analog zum Bergkristall: klar, hart, kalt, starr. Chemisch betrachtet besteht dieser Kristall aus Kieselerde SiO2. Von diesem Siliciumdioxyd leiten sich verschiedene Säuren ab. Silicium ist (neben dem Sauerstoff) das am weitesten verbreitete
Element der Erdkruste. Es kommt in der Natur vorwiegend - in mehr oder
weniger unreiner Form - als Sand und Quarz vor. Der Bergkristall wird wegen seiner Härte vielfach in der Industrie
verwendet. Nur mit großem mechanischen Aufwand kann er zerteilt werden,
chemisch angreifen kann ihn nur die Flußsäure. Eine alte Legende erzählt, Bergkristall sei ursprünglich heiliges
Wasser gewesen, das Gott vom Himmel gegossen habe. Während das heilige
Wasser zur Erde floß, gefror es im äußeren Weltall zu Eis. Dieses
heilige Eis wurde dann auf wunderbare Weise durch Schutzengel in Stein
verwandelt, damit es für immer kalt bleiben, nicht aber schmelzen und
zerlaufen würde. So blieb das heilige Wasser in fester Form zum Schutz
und Segen der Menschheit erhalten. Der Fuß oder die Wurzel des Kristalls ist dicht, undurchsichtig, bräunlich, mit der Erde verhaftet. Darauf folgt ein individueller Anteil mit Einschlüssen (von z.B. Mineralien, Wasser und Luft), oft sichtbar als Schleier (des Unbewußten ?), darüber eine klare Spitze (das Bewußte ?). Die Sechsseitigkeit des Kristalls wird in Verbindung gebracht mit den sechs unteren Chakren, die Spitze repräsentiert das Scheitelchakra. Der Bergkristall kann auf jedes Chakra gelegt werden, er löst innere Knoten und läßt unseren Energiebahnen wieder freien Lauf. "Sobald die heilende Essenz der Quarzkristalle in der Seele der Menschheit schwingt, tut sich vor unserem Auge die Welt der Hoffnung und Freude auf." Hildegard von Bingen (1098-1179) nutzte ebenfalls, nach einer Vision
über die Entstehung des Bergkristall, die wir hier gerne wiedergeben
möchten, seine Heilkraft. Traditionelle Anwendungen Der Anteil der Kieselsäure im gesamten menschlichen Körper ist verschwindend gering. Im Bindegewebe, vor allem in Haaren und Nägeln, ist sie jedoch reichlich vorhanden und bildet den stützenden Faktor des Gewebes. Interessant ist, daß dort der Metabolismus sehr langsam vor sich geht, eine Parallele zum AMB Silicea: Alle Symptome entwickeln sich sehr langsam. Genauso typisch für das Mittel ist seine langsame Wirkung. Die herkömmliche Anwendung von grobstofflichem Silicea in Form von
Kieselsäuretabletten und -gels dient zur Vorbeugung gegen
Kieselsäure-Mangelerscheinungen, d.h. zum Aufbau einer festen Struktur
von Haaren, Zähnen, Nägeln und Knochen. Das gesamte Gewebe wird
gestärkt. Das Arzneimittelbild SILICEA Vorbemerkung: Das Silicea-Kind An Silicea erinnern wir uns bei den dünnen, mageren Kleinkindern mit auffallend großem Kopf - typisch der weitausladende Hinterkopf und der aufgetriebene Bauch. Die faltigen, greisenhaft aussehenden Säuglinge (Lyc.) wirken auf uns wie alte (weise und wissende?) Seelen. Bei diesen Kindern sind sowohl die Assimilation der Nahrung - dadurch
entsteht der schlechte Ernährungszustand - als auch die Dissimilation
gestört. Durch Letzteres sind die Absonderungen zersetzt, dünnflüssig
und übelriechend, da der Metabolismus nur unvollkommen funktioniert und
die Stoffwechselprodukte nicht vollständig abgebaut werden. Die
erwähnte Assimilationsstörung kann sich sehr früh in
Unverträglichkeit von und Abneigung gegen (Mutter-) Milch zeigen.
Lebensspendende, wärmende Energie wird abgelehnt! Silicea Kinder
können Durchfall von Milch bekommen. ("Erbrechen in sauren
Klumpen" finden wir bei Calc.carb.) Die Langsamkeit der Entwicklung, z.B. das wochenlange Zahnen zum entwicklungsrichtigen Zeitpunkt, spricht für Silicea (im Ggs. zum verspäteten Beginn des Zahnens bei Calc.). Diese Kinder bemühen sich etwa mit 1 Jahr, laufen zu lernen, es gelingt aber dann erst mit 17 Monaten. Das Silicea-Kind ermüdet sehr rasch und erweckt dadurch leicht den
Eindruck mangelnder Intelligenz. Es ist jedoch so, daß es nur
haushälterisch mit seinen geringen körperlichen Kräften umgeht,
geistig aber ist es sehr rege. (Im Bergkristall ist, wie in unserem
kollektiven Gedächtnis, das Wissen um die Entwicklung, die Wandlungen
und die kosmischen Energien, die seit Jahrtausenden unser Erdenwachstum
leiten, programmiert.) Das Silicea-Kind hat keine typische Wuchsform, kann also pyknisch
oder asthenisch sein. Es ist frostig, dünn, schmal mit feinem
Knochenbau, feiner Haut, feinem (blonden) Haar - mit einem Wort: Es
gleicht einem durchsichtigen, zerbrechlichen Engelchen. Auch das Bedürfnis nach Sicherheit, entstanden aus dem Gefühl für
die eigene Verletzlichkeit, hat bereits von dem Kind Besitz ergriffen.
Jede Veränderung und Neuheit wird angstvoll erlebt. das wohlerzogene - nur nicht vom vorgegebenen Weg abweichen - , gedrillt wirkende andererseits. Die Rigidität, mit der das Kind alternativ auf Erziehung reagiert, entspringt derselben hohen Sensibilität auf Umwelteinflüsse. Hier bereits können wir die Wurzeln des starrköpfigen Erwachsenen
finden: die Unterdrückung von eigenen Impulsen aus Angst vor den
ungewissen Konsequenzen. Zur Angst vor den ungewissen Konsequenzen des eigenen Handelns kommt
letztlich die Angst vor dem Mißerfolg hinzu. Das Kind ist schließlich
klug genug, um genau zu wissen, was von ihm erwartet wird. größer als der Stolz, die erlernten Fähigkeiten vorzuführen. Eine andere Ausprägung der Unflexibilität der Silicea-Kinder, ihr
scheinbarer Gleichmut, beruht in Wirklichkeit auf unnachgiebiger
Beharrlichkeit. Coulter beschreibt z.B. das im Internat unglückliche
Kind, das durch Nichtbeantwortung der elterlichen Briefe und Ablehnung
ihrer Telefonate unterschiedliche Methoden des passiven Widerstandes
beharrlich ausprobiert, um bei den Eltern sein Ziel zu erreichen: Es
will wieder nach Hause. Und die Eltern werden (auf Dauer) nachgeben. Die mangelnde Flexibilität der eigenen Vorstellungen läßt alle guten Ratschläge und Ideen an den eigenen glatten Wänden abprallen. Dieser Unverrückbarkeit begegnen wir noch häufiger: z.B. im einmal gebildeten Urteil über Mitmenschen, was zu großen Problemen führt, Freunde und Partner zu finden; oder auch im ausgeprägten Heimweh oder dem tränenreichen Abschied vor der 8-tägigen Klassenreise - Ausdruck für die unstillbare Sehnsucht nach der gewohnten häuslichen Umgebung. Das AMB von Silicea kann bereits im frühestkindlichen Stadium angelegt sein. Nehmen wir die Härtnäckigkeit und das Attribut "chronisches Mittel" hinzu, wundern wir uns nicht, daß wir im AMB des erwachsenen Silicea oft dem Kind wiederbegegnen. Henriette Henriette besucht das Gymnasium. Unter all den im modernen
Einheitslook gekleideten Schülern fällt sie sehr schnell auf. Sie ist
ein schlankes, flachbrüstiges Mädchen, dessen halblange blonde Haare
ihrem schmalen Gesichtchen mit den kristallklaren, wasserblauen Augen
einen feinen Rahmen geben. Schüchtern wie sie ist, sucht sie sich auf
dem von quirligen Schülern wimmelnden Schulhof eine ruhige Ecke, um ihr
säuberlich verpacktes Pausenbrot zu verzehren. Der hellblaue Faltenrock
und die weißen Söckchen in Lackschuhen ergänzen die weiße Hemdbluse,
deren Kragen, hinten leicht hochgestellt, vorne den Blick auf eine
kleine weiße (Perlen-) Kette freigibt. Sie würde schon gerne einen Freund haben, aber schon ihre
unvollkommene Vorstellung von der Entwicklung einer solchen Freundschaft
- flirten, schmusen und vielleicht noch mehr - läßt sie schaudern. Und
was wohl ihre Eltern dazu sagen würden? Ihr Wunsch nach Nähe und Liebe wird kaum zugelassen; es muß sehr langsam wachsen und reifen, damit all ihre "Wenns und Abers" keine Bedeutung mehr haben müssen. Vielleicht kann ihr dabei ein rücksichtsvoller, wohlerzogener und liebevoller Mann, geduldig wartend, helfen. Vom Kristall zum Menschen Klar Bergkristall ist nicht lupenrein, sondern geprägt von Einschlüssen,
Rissen, Ecken und Kanten. Gerade die sichtbaren Unvollkommenheiten
machen einerseits seine Klarheit und andererseits seine Einmaligkeit
aus. Auf der geistigen Ebene äußert sich diese Klarheit in folgenden Wesensmerkmalen: Rechtschaffenheit, Integrität, liebevolle Fürsorge den ihr Anvertrauten gegenüber, Verläßlichkeit, Hilfsbereitschaft, Bedürfnis nach Sauberkeit, Sinn für Ästhetik, kulturelles Bewußtsein und last, but not least, ihre stark ausgeprägte Gewissenhaftigkeit. Ihre Rechtschaffenheit und Integrität hindern sie an Unwahrheiten,
selbst Notlügen läßt sie nicht zu. (Ehrlich währt am längsten!) Wie
der Kristall nimmt sie lieber unter großem Energieverbrauch - unbewußt
- negative Folgen für sich in Kauf. Eine Silicea-Persönlichkeit fällt durch ihre Ordnungsliebe und
Sauberkeit auf. Hier ähnelt das AMB dem von Arsen. Die Wohnung ist
blitzblank und liebevoll mit dekorierenden Kleinigkeiten geschmückt.
Ihr Arbeitsplatz ist sehr aufgeräumt, die Unterlagen fehler- und vor
allem fleckfrei, die Handschrift wie gemalt. Ihr Hang zum
Perfektionismus kann zum Problem werden, denn genau hier fängt die
pathologische Seite an: Alles soll richtig, genau richtig sein und den
Ansprüchen genügen, die scheinbar von außen gesetzt sind, aber von
ihr selbst noch höher geschraubt werden. Durch ihre Peinlichkeit in
Kleinigkeiten verliert sie leicht den Überblick. Arbeiten, die Sulfur
in 2 Stunden erledigt, für die Arsen 3 Tage braucht, finden bei Silicea
nur mit Mühe überhaupt ein Ende. Wie schon bei den Kindern erwähnt, fehlt es Silicea an Selbstvertrauen, Mut und Durchhaltevermögen. Geistige Arbeiten ermüden sie trotz aller Intelligenz zutiefst und der Gedanke an das, was noch vor ihr liegt, erschreckt sie. Er bringt sie davon ab, überhaupt anzufangen (Angst vor literarischer Arbeit). Typisch ist Siliceas Art sich auf eine Prüfung vorzubereiten. Sie
wird zu jedem Thema alles Auffindbare lesen, unbekannte Worte
nachschlagen, die Richtigkeit des Lernstoffs überprüfen. Sie kommt vom
Hundertsten zum Tausendsten. Dadurch wird sie müde und erschöpft, und
sie wird Verspannungen im Rücken bekommen. Ganz allmählich zieht ein
Schmerz vom Nacken hoch über den Hinterkopf bis zur (rechten) Stirn.
Ihr Hirn wird immer leerer und der Druck der noch auf sie wartenden
Arbeit immer schwerer. Sie kann das, was sie liest, nicht mehr aufnehmen
und gerät schließlich in Panik. Sie ist fest davon überzeugt, daß
sie die Vorbereitung nicht rechtzeitig schaffen und die Prüfung nicht
bestehen wird. Auch dieser Prozeß beginnt schon sehr frühzeitig und
entwickelt sich - wie alles - ganz langsam, aber unaufhaltsam. Hart Quarzkristalle - und somit auch der Bergkristall - liegen auf der 10-stufigen Mohs'schen Härteskala der Mineralien zwischen 7 u. 8, nur noch von Korunden (Saphir und Rubin) und Diamanten übertroffen. Nehmen wir die Vision der hl. Hildegard von der Entstehung des Bergkristalls als wahr an, so erleben wir einen sehr langsamen, langdauernden Prozeß, um vom weichen, fließenden, anpassungsfähigen Wasser zur harten, eckigen, unnachgiebigen Struktur des Steins zu kommen. Im AMB Silicea finden wir auch hier eine Entsprechung, auf der
körperlichen wie auf der psychischen Ebene. Diese Menschen neigen dazu,
Verhärtungen auszubilden: Darüberhinaus werden harte Strukturen im Körper angegriffen. Wir
finden im AMB: Diese Verhärtungsprozesse begegnen uns auch im psychischen Bereich: Die Sililicea, voller Ideale (gemütliches Heim, sauber, liebevoll
gestaltet), wird z.B. dem geliebten Mann eine Geburtstagstorte backen
(scheinbar triviales Beispiel). Wenn diese - oder andere - liebevollen
Gesten zurückgewiesen werden, wehrt sie sich nicht etwa mit einer
gesunden wütenden Reaktion gegen die Nichtachtung, sondern nimmt das
Verletzte in sich auf. Sie wird nie wieder backen (im Ggs. zu Nat-mur.),
die innere Verhärtung beginnt. Dieser Wunsch entspringt nicht dem Opportunismus von Lyc. oder der
Opferhaltung von Nat-m., sondern einem mangelnden Selbstbewußtsein und
der schnellen Beeindruckbarkeit durch andere. Silicea-Menschen brauchen sehr viel liebevolle Ermutigung und
Ansporn, wenn sie ihren eigenen Standpunkt leben und ihre Ziele
erreichen wollen. Fehlt dieser Zuspruch, ändern sie zwar ihre Meinung
nicht (ein Geburtstag ohne Torte ist kein Geburtstag), setzen diese
Haltung aber auch nicht um. Sie verkapseln ihre Wünsche, werden hart
und leisten höchstens passiven Widerstand. Wie die Patientin, die trotz
Widerwillens mit in den Skiurlaub fährt, ihre Skier aber demonstrativ
zu Hause läßt. Wie sie diesen Verdrängungsmechanismus ihrer eigenen Persönlichkeit in ihrer Partnerschaftsbeziehung "löst", welche Konsequenzen sie daraus zieht, darauf werden wir später eingehen. Kalt In einem alten Lexikon fanden wir den Satz: "Der Bergkristall
ist sogar vor dem Lötkolben unschmelzbar". Also eisiger als Eis? Die Selbstbeschreibung einer Patientin, der das Arzneimittel Silicea
dann sehr guttat: "Kalte Füße, kalte Hände, kaltes Herz".
Silicea ist so frostig, daß ihr selbst bei Bewegung nicht warm wird.
Sie hat das Bedürfnis, sich dick anzuziehen, kauert sich gegen die
Kälte zusammen und traut sich nicht, sich zu bewegen, da ihr dabei
wieder kälter wird (Hering). Apropos Bett: Nur dort ist " es " gut zugedeckt
vorstellbar. Das Symptom < durch Koitus rührt vielleicht vom
Verströmen aller Energie her. Silicea ist nicht fähig, dabei Wärme
aufzunehmen. Im Gegenteil, ihr wird der letzte Rest an Wärme genommen.
Auch in diesem sensiblen Bereich wird sie geleitet durch das
vorherrschende Motiv: Alles richtig machen! Die eigenen Vorstellungen
den Wünschen des Partners in dieser Ausschließlichkeit anzupassen,
kann zu immer weniger Spaß an der körperlichen Liebe führen. Sie reagiert sehr empfindlich auf Temperaturschwankungen. Dies äußert sich z.B. im Nachfrieren: Warmes Zimmer bessert zwar, aber kommt sie aus der winterlichen Kälte in einen warmen Raum, so ist das normalerweise zwar wohltuend, bei ihr aber löst dieser Wechsel erst einmal Zittern und Frostschauer aus. Sie braucht überdurchschnittlich lange, bis die äußere Wärme in ihr Innerstes vordringt. Traum: "In einer klaren Vollmondnacht (< Vollmond) fahre ich
mit der Seilbahn auf einen 3000 m hohen Berg. Der Himmel sieht
tiefschwarz aus, der Schnee strahlt überirdisch glitzernd weiß. Es ist
furchtbar kalt dort oben. Silicea-Menschen brauchen unendlich viel wärmende Energie von
außen. Der warme Ofen, der brennende Kamin, 2-3 Wolldecken, nur kein
geöffnets Fenster und warme Bäder tragen zu ihrem Wohlbefinden bei. Noch ein paar Worte zu den schon beim Kind erwähnten Schweißen von Silicea. Sie neigt zu starken Schweißabsonderungen, bes. an Kopf, Gesicht, Nacken und "unüberriechbar" an den Füßen. Er wird als sauer oder widerlich riechend, die Socken zerfressend beschrieben. Der Betroffenen hilft kein Waschen und keine noch so akribische Körperpflege. Es hilft einfach nichts; selbst davonzulaufen brächte keinen Erfolg. So ist es nicht verwunderlich, daß - bedingt durch ihr Reinlichkeitsbedürfnis - hier mit allerlei Pülverchen und Deodorantien dem Übel zu Leibe gerückt wird, mit all den bösen Folgen der palliativen Unterdrückung. Starr Der Eindruck von Starrheit, den alle Quarze beim Betrachter wecken,
wird beim Bergkristall duch seine Weis(s)heit, seine Ecken, scharfe
Kanten und Zacken noch verstärkt. Mangelndes Durchsetzungsvermögen gepaart mit Mangel an Selbstbewußtsein macht es ihr unmöglich, anderen laut streitend ihre Ansichten aufzuzwingen. Sie hat genügend Energie (Härte), Druck zu widerstehen, aber nicht genug, aktiv Druck zu machen. In einer Diskussion hört sie eher still zu und nickt hie und da zustimmend. Sollte sie anderer Meinung sein, so wird sie das für sich behalten. Einerseits hält sie ihren Beitrag für viel zu unbedeutend, zum anderen scheut sie nichts so sehr wie die offene Konfrontation. Vertritt sie doch einmal eine konträre Meinung, so auf entschuldigende Art und Weise und in der Hoffnung, ihrem Gegenüber nicht weh zu tun. Siliceas Schwächen wie die Nachgiebigkeit, ihr Mangel an
Selbstvertrauen und Durchsetzungsvermögen sowie ihre Schüchternheit
und Ängstlichkeit, die bereits in der Kindheit ihre Wurzeln haben
können, erklären ihr großes Bedürfnis nach Sicherheit. Sie lehnt
Neues und Veränderungen in jeder Form erst einmal ab. Nach dem Motto
"Hier weiß ich, was ich habe" scheut sie die Eroberung neuer
Lebensbereiche und fährt lieber in altbekannten Gleisen. Das kann
soweit gehen, daß nach einem Umzug z.B. die alten Geschäfte und Ärzte
beibehalten werden, auch wenn sie noch so weit entfernt sind. Die Mühe
der Anfahrt (lieber mit der Bahn als mit dem Auto) steht für Silicea in
keinem Verhältnis zu der Aufregung und Sorge, die das Anknüpfen neuer
Beziehungen mit sich brächte. Die Unflexibilität führt zusammen mit der Angst vor dem Mißerfolg
manchmal in die Zwanghaftigkeit. So widmet sich z.B. ein Wissenschaftler
mit absoluter Ausschließlichkeit einem Thema. Nichts anderes ist für
ihn noch von Bedeutung. Oder ein Autor legt seine ganze Kraft und
Energie darein, einen Roman ohne "e" zu schreiben,(Gadsby,
E.V.Wright), wobei die Frage nach der Effizienz für ihn völlig
unbedeutend ist (DD: Sulfur). Gefühle Die kristallinen Eigenschaften des Bergkristalls/der Silicea - k l a r, h a r t, k a l t und s t a r r - bestimmen auch das Gefühlsleben. Silicea verwendet all ihre Energie darauf, erstens nicht verletzt zu werden und zweitens nicht aufzutauen. Zum ersten Punkt gehört ihr Schwarzweißmuster mit dem sie ihre
Mitmenschen in ein Ja-Nein-Raster sortiert. Schattierungen scheint es
nicht zu geben; Sie würden ihre Ordnung durcheinanderbringen. Dadurch
begibt sie sich der Möglichkeit, Menschen, die sie nicht akzeptiert,
näher kennenzulernen, Irrtümer zu sehen und ihren Horizont zu
erweitern. Ihre einmal gefaßte Meinung ist irreversibel. Da ihre
Schablonen recht eng und anspruchsvoll gestaltet sind, ist es sehr
schwierig für sie, Freunde und Partner zu finden. Außerdem hat sie,
die von Natur aus eigentlich Nachgiebige, gelernt, daß sie mit eben
dieser Nachgiebigkeit immer wieder scheitert. Daher bleibt sie lieber
allein. Der ihr Verhalten durchdringende Vorsatz, alles richtig machen zu wollen, beherrscht auch ihre Gefühle. Beherrschung ist wahrlich ihre "größte" Tugend. Sie traut es sich einfach nicht zu, ihren Emotionen freien Lauf zu lassen, weil sie sich dann verletzbar zeigen könnte. Und wer weiß schon genau, was sonst noch dabei herauskäme. So schließt sie ihre Empfindungen lieber ein und hält sie unter großem Energieaufwand (Energie = Wärme) verschlossen. Der Bauch, das Hara, der Sitz der Gefühle, alles wird hart. (Abdomen hart, 3-Wertig) Verständlicherweise rumoren diese Emotionen dort im Verborgenen, und das Symptom von Hitze im Bauch (3-Wertig) rundet unser Bild ab. Ihren nicht lebbaren Gefühlen ermöglicht sie nur einen Ausweg über den Intellekt. Ratio ist ihr Lebensprinzip. Sie bietet ihr die Möglichkeit, über (dem) Wasser (des Lebens) zu bleiben. Eintauchen in das Element der Gefühle hieße, sich dem Chaos preiszugeben, Strukturen fallen zu lassen, sich zu versprühen, Wärme (Energie) zu gewinnen (s. Def. Entropie). Damit wären wir beim zweiten angsterregenden Punkt angelangt: nur
nicht auftauen. Die bereits erwähnten Kopfschmerzen, die zur rechten Stirnhälfte
ziehen, sind ein wichtiges Symptom im AMB: Die sehr kranke Silicea wird schließlich zum willenlosen Medium, das seine Kontrollfähigkeit weitgehend verloren hat. Ihre Ängste vor Dunkelheit, Geräuschen, Räubern, vor dem Schlaf und dem Tod spiegeln die über allem stehende Furcht vor dem wider, was nicht kontrolliert werden kann. Als Medium kann sie sich nicht mehr selbst steuern, ihre sie schützenden Strukturen brechen zusammen. Auch jetzt übernimmt sie nicht selbst die Führung in ihrem Leben, sondern stellt sich für die Emotionen und das Leben anderer zur Verfügung. Sich selbst fühlen ist so sehr aus ihrem Verhaltensrepertoire ausgeschlossen, daß sie die Kontrolle darüber anderen überläßt: Ihre eigene Persönlichkeit stirbt (Träume vom Tod). Wir haben bereits die Zusammenhänge von rechter Gehirnhälfte und
Gefühlsleben erwähnt. Die linke Körperseite - bekanntermaßen
rechts-Hirn-gesteuert - symbolisiert die emotionale Seite eines Menschen
Die Wahnidee, die linke Seite gehöre nicht zu ihr, bekommt durch die
beschriebenen Kopfschmerzen rechts eine noch eindeutigere Dimension. Zur Wahnidee, sie sei geteilt, wollen wir ein sonderbares Symptom einer Patientin aufführen: Ein(e) Begleiter(in) muß immer links von ihr gehen. Sie läßt damit nicht nur ihre offene Mitte (weil ja geteilt) geschützt, sondern entspricht auch noch der Etikette. Als sie einmal versuchte, links zu gehen, hatte sie das Gefühl, in die Landschaft auszufließen, was ihr verständlicherweise als große Bedrohung erschien. Sie konnte gleichsam ihr linke Hälfte nicht festhalten. Silicea hat die weitere Wahnidee, abgetrennt zu sein von der Welt,
man glaubt, die Glasscheibe, die sie von anderen Menschen fernhält,
förmlich zu spüren. Traumsequenz: "Ich bin in einem Glashaus. Es
steht in einer wunderschönen, wild-bizarren, von Abgründen und
Schluchten durchzogenen Landschaft. Sehnsuchtsvoll schaue ich in die von
Sonne durchflutete Natur dort draußen, suche den Weg hinaus, finde ihn
aber nicht. Trotzdem bin ich nicht verzweifelt." Sehr vereinfacht dargestellt äußert sich Krankheit in drei Bereichen: der Unfähigkeit zu arbeiten, zu entspannen und zu lieben. Bezeichnenderweise wird Silicea z.B. bei erotischen bzw. sexuellen Störungen nicht erwähnt. Ihre Erotik gibt es scheinbar nicht. Sie zeigt sie nicht, obwohl sie heftiges sexuelles Verlangen haben kann. Das Symptom fehlende Menses steht stellvertretend für das Nicht-Frau-sein-Können der weiblichen Silicea. Im AMB ist Silicea als Mittel mit wenigen psychischen Symptomen beschrieben, Geisteskrankheiten fehlen ganz. Ihre Umwelt nimmt ihre Störungen nicht wahr - ihre Haltung verhindert das. Sie hat genügend Mechanismen entwickelt, um ihre Psyche unberührt zu lassen, umso mehr leidet sie köperlich bis hin zu canzerösen Erkrankungen. Die Charakterisierung von Silicea hat durch die Beschreibung der
möglichen pathologischen Entwicklung bisher einen eher negativen
Eindruck hinterlassen. Wenn Silicea krank zu werden droht, kann sie - neben dem Arzneimittel
Silicea - im Märchen von "Amor und Psyche" des römischen
Dichters Apuleus ihren Erlösungsweg finden. Psyche könnte Silicea
sein. Wir wollen hier das Märchen nicht detailliert erzählen, sondern
einen möglichen Erlösungsweg beschreiben: Wenn Silicea diese Aufgabe lösen will, kann sie das nur, indem sie das Wasser in Bewegung hält, ohne Angst vor einem Überschwappen, vor Flutwellen, vor dem Ertrinken. Dadurch verhindert sie die Erstarrung, das Grundübel ihrer Leiden. Sie muß aktiv sein, um die Aufgaben zu bewältigen, die ihr das Leben stellt. Dann kann sie ihren Weg zur Individuation gehen und l(i)eben, ohne sich selbst zu verleugnen. Die kristallinen Silicea-Leitsätze: "Erfahrungen, die man gemacht hat, soll man meiden" wird sie als aktive, agierenden Silicea umwandeln in AUDE VIVERE
Annelie Hoffmann und Christl Schneewind,
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